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Fragen an die Bürgermeisterkandidaten

In den vergangenen Jahren war es schon Tradition, dass wir von der BIB vor den Kommunal- und Bundestagswahlen eine Podiumsdiskussion duchgeführt. Das ist leider afgrund der Corona-Bestimungen nicht möglich. Deshalb haben wir an die beiden Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Billerbeck Fragen geschickt, die diese auch beantwortet haben. So kann sich jede(r) Wählerin/Wähler ein eigenes Bild machen, was Marion Dirks oder Carsten Rampe zu den Fragen zu sagen hat.
Hier unsere Fragen und die Antworten. Dabei haben wir der aktuellen Bürgermeisterin bei den Antworten den Vortritt gelassen. Ladies first! Dies soll keine Wertung beeinhalten!

 

1.       Welchen Stellenwert räumen Sie dem Schutz und der Förderung der Biodiversität in Billerbeck ein? Welche Maßnahmen wollen Sie diesbezüglich mit Priorität angehen?

Marion Dirks:

Ich räume diesem Thema hohen Stellenwert ein. Schon seit geraumer Zeit setze ich mich für ein Umdenken beim Umgang mit Flächen ein. Auf meine Initiative hin entwickelten wir ein Konzept für die Bepflanzung städtischer Grünanlagen mit Stauden, die Insekten auch Nahrung geben. Ich habe die Schulung der Mitarbeitenden beim städtischen Bauhof initiiert und den vollständigen Verzicht auf Unkrautvernichter angeordnet, schon lange bevor darüber diskutiert wurde. Im Naturschutzgebiet Berkelaue arbeiten wir mit der schnellen Eingreiftruppe Naturschutz der Baumberge an der Wiederherstellung der früher typischen Wiese. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung betreut Patenschaftsflächen und Patenschaftswegränder, um deutlich zu zeigen, was wir hier unsere Einstellung geändert haben und weiter ändern müssen.

Ich setze mich dafür ein, dass Schottergärten verschwinden und erst gar nicht angelegt werden. Unsere Staudenbörse im Oktober soll Luft auf Pflanzen machen.

Für mich wird das LEADER-Projekt Umgang mit den Straßen-und Wegränder Priorität haben, dass ich angestoßen habe und dessen Trägerschaft jetzt das Naturschutzzentrum übernommen hat. Durch eine veränderte Pflege wird es uns gelingen, die Artenvielfalt wieder zu vergrößern. Das werden wir nachweisen können. Da nehme ich mir andere Regionen wie z.B. Bamberg als Vorbild. Ab Januar werden wir starten.

Besonders wichtig ist es mir, die Bürgerinnen und Bürger mit geeigneten Informationen und auch Veranstaltungen bei diesem Thema mitzunehmen.

Carsten Rampe:

Die Biodiversität hat bei mir einen großen Stellenwert. Biodiversität leistet u.a. auch
einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Hier müssen wir gucken welche weiteren
Flächen zu den Bisherigen noch anders genutzt werden können. Daher will ich auch
einen runden Tisch (ohne Vorfestlegung) initiieren, in dem alle Gruppen
(Naturschutzverbände, Landwirtschaft, Politik usw.) zur Weiterentwicklung eines
Konzeptes für die Stadt Billerbeck zusammenarbeiten. Wie Sie mit Sicherheit wissen,
war ich auf Kreisebene einer derjenigen, der im Kreistag vor über zehn Jahren den
Arbeitskreis „Klimaschutzaktivitäten“ mitgegründet hat, der im vergangenen Jahr
nunmehr zum öffentlichen Unterausschuss umgewidmet wurde. Auch hier werden
entsprechende Konzepte beraten und ein Handlungspapier beschlossen. Dieses wird
jährlich mit entsprechenden Haushaltmitteln versehen und abgearbeitet. Ähnliches
könnte ich mir hier auch in Billerbeck vorstellen.

 

2.       Wo liegen Ihre Schwerpunkte mit Blick auf die Erhaltung und Sicherung der bäuerlichen Kulturlandschaft? Wo sollte die Landwirtschaft in Billerbeck im Jahr 2030 stehen?

Marion Dirks:

Als Bürgermeistern habe ich nur begrenzt direkten Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft. Ich möchte grundsätzlich, dass unsere Landwirtinnen und Landwirte unterstützt werden in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe, für uns die Nahrungsmittel zu produzieren. Die Corona-Krise zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir uns selbst versorgen können, auch wenn es zu einem Lockdown kommt. Ich stelle mir vor, dass die regionale Produktion und die regionale Vermarktung gestärkt werden. Ich erwarte, dass unsere Landwirte dabei unterstützt werden, nachhaltig wirtschaften und auch mit geringeren Viehzahlen überleben zu können. Dafür brauchen sie auch auskömmliche Preise.

Carsten Rampe:

Die Sicherung der bäuerlichen Kulturlandschaft liegt in meinen Augen darin,
insbesondere die bäuerlichen Familienbetriebe, die ihr Einkommen aus der
Landwirtschaft bestreiten, auf dem Weg einer veränderten Tierhaltung und
Anpflanzung mitzunehmen und zu unterstützen. Ebenso muss es unweigerlich zu
einem veränderten Verhalten der Verbraucher kommen bzw. kommen müssen. Diese
müssen mehr für regionale und saisonale Produkte begeistert werden. Hier gilt es den
Spagat zu schaffen, zum einen den Landwirten zu einem auskömmlichen Verdienst zu
verhelfen und anderseits den Verbraucherinnen und Verbrauchern den Kauf der
Produkte zu ermöglichen. Wir werden unsere bäuerliche Kulturlandschaft nur im
Konsens erhalten bzw. ändern können. Daher habe ich für die SPD-Kreistagsfraktion
bereits Mitte 2018 einen Antrag in den Kreistag eingebracht, in dem ein runder Tisch
sich auf die neue EU-Förderpolitik einstellen und die Chance für eine Veränderung
nutzen sollte.

 

3.       Wie beabsichtigen Sie die Innenstadt mit Leben zu füllen, um die Lebensqualität zu sichern? Welche Rolle spielt dabei die regionale Vermarktung von Produkten?

Marion Dirks:

Ich persönlich kann die Innenstadt nicht mit Leben füllen. Leben bringen die Billerbeckerinnen und Billerbecker und die Gäste. Die Innenstadt hat sich verändert und wird nie wieder so wie ich sie aus früheren Zeiten kenne. Das Kaufverhalten der Menschen hat sich verändert. Gleichzeitig sind die Hürden hoch, sich im Handel oder der Gastronomie selbstständig zu machen. Mit der Gründung des Domkontors, übrigens ein Projekt, das von mir und meinem früheren Fachbereichsleiter Gerd Mollenhauer entwickelt wurde und heute von ganz tollen engagierten Menschen weitergeführt wird, haben wir etwas initiiert, was der Markt nicht mehr regelt. Solche Projekte funktionieren nur mit ganz viel ehrenamtlichem Engagement.

Der erste Schritt ist die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, das ist schon wunderbar gelungen. Die Ansiedlung des Drogeriemarktes in der Innenstadt war ein weiterer Meilenstein. An dem Ort soll noch weiterer Handel angesiedelt werden.

Für die derzeitigen Leerstände arbeiten wir unter dem Oberthema „Ort der schönen Dinge“ an Konzepten, z.B. junge Handwerker und Anbieter von besonderen Waren zusammenzubringen. Im September wird der Lastenradladen eröffnet, dort können sich Interessierte ein Lastenrad ausleihen. Auch Künstlerinnen und Künstler werden an der weiteren Entwicklung beteiligt sein.

Die regionale Vermarktung von Lebensmitteln ist derzeit auf dem Wochenmarkt angesiedelt. Sie ist auf jeden Fall immer ein Thema der Innenstadt auch für andere Konzepte. Beim Wochenmarkt ist immer noch Luft nach oben. Wir sind intensiv auf der Suche nach einem Obst- und Gemüsestand. Mir schwebt auch vor, mit der Tafel ins Gespräch zu kommen, um Lebensmittel, die sonst weggeworfen werden, hier in Billerbeck allen Menschen anzubieten. Das könnte dann z.B. auch Obst und Gemüse sein, dass nicht schön genug aussieht für den normalen Verkauf. Also Tafel und Lebensmittelrettung zusammen gedacht.

Ganz wichtig ist es für die Zukunft, stationären Handel und Online-Handel zusammenzudenken. Wir brauchen eine Plattform mit einem richtig guten Lieferdienst. Darüber machen wir uns derzeit gemeinsam mit den Nachbarkommunen Gedanken.

Carsten Rampe:

In der aktuellen Situation der Corona-Pandemie kämpfen viele Einzelhändler und auch
die Gastronomie um ihr Überleben. Hier muss es zu gemeinsamen Konzepten
kommen, damit die Bürgerinnen und Bürger weiterhin in der Stadt einkaufen. Des
Weiteren sollte in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren, wie z.B. die
Wirtschaftsförderung des Kreises, geschaut werden, welche Möglichkeiten es zu einer
weiteren Belebung noch geben kann. Ich könnte mir in der Innenstadt auch gut Räume
für Start-Up-Unternehmen, Coworking, Ausstellungen, Vermarktung von regionalen
Produkten usw. vorstellen. Eine der großen Herausforderungen wird es sein, z.B. den
Wochenmarkt wieder attraktiver zu machen. Dieser ist ein gutes Beispiel, wie regionale
Vermarktung stattfinden kann. Alle weiteren Akteure, die regionale Produkte
vermarkten, gilt es hier zu unterstützen.


Wir sagen den Kandidaten vielen Dank für ihre Antworten!