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"Rat gibt mehrheitlich grünes Licht für Freiluft-Stall"

"SPD stimmt wegen der Erhöhung der Mastplätze gegen geplantes Vorhaben in der Bauernschaft Temming"

So wird im Artikel des Billerbecker Anzeigers vom 13.07.2017 zur Entscheidung des Stadtrates über das Bauvorhaben eines Landwirte-Ehepaars in der Bauernschaft Temming getitelt. Das gemeindliche Einvernehmen für die Stallerweiterung konnte seitens des Stadt­rates letztlich auch nicht versagt werden, weil es sich bei dem Schweinemast­stall nicht um ein gewerbliches, sondern gerade noch um ein landwirt­schaftliches Bauvorhaben handelt.

Ohne Zweifel positiv ist zudem, dass im geplanten Freiluftstall eine relativ artgerechte Haltung der Mastschweine gegeben wäre, weil die Mastschweine jederzeit durch eine Klappe von drinnen in Außenbuchten gehen können, wo sie draußen die Witte­rung erleben können und umgekehrt. Außerdem soll zu jedem Offenstall ein Strohbe­reich gehören, in dem die Schweine ruhen, schlafen oder auch wühlen und spielen können. Der Freiluft-Stall mit Außenbereich soll Platz für 1134 Schweine bieten. Zu­dem soll ein vorhandener Stall - inklusive Auslaufbereich - umgebaut werden und Platz für 360 Schweine bieten.

Die BIB begrüßt diese Haltungsform an sich außer­ordentlich, weil diese natürlich zu einer deutlich artgerechteren Haltung der Mast­schweine führen würde. 

Leider ginge mit der Umsetzung der geplanten Neu- und Umbaumaßnahmen einher, dass sich die Zahl der Mastschweine im Betrieb um 592 erhöhen würde, so dass also insgesamt 1494 Mastschweine gehalten würden. Bei nur 6 Mastschweinen mehr -also 1500 Schweinen- würde daraus ein gewerblicher Betrieb, für den zwingend eine  Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) mit zweifelhaftem Ausgang durchgeführt und seitens der Stadt ein Bebauungsplan aufgestellt werden müsste. Die 592 zusätz­lichen Mastplätze stünden für eine nicht unbedeutende Zusatzmenge von 888 m³ Gülle pro Jahr in Billerbeck (Landwirtschaftskammer NRW: Gülleanfall in der Schweinemast 1,5 m³ pro Tierplatz).

Bei allem Wohlwollen hinsichtlich der Erwerbsmöglichkeiten für unsere Landwirte kann es aber nach Überzeugung der BIB nicht sein, dass im Münsterland nach und nach die Lebensgrundlagen von  Mensch und Tier systematisch zerstört werden. Wie allgemein bekannt ist, haben z.B. die seit Jahrzehnten steigenden Nutztierzahlen in unserer Region zu einem extremen Anstieg der Nitratwerte in unserem Grundwasser geführt. Die stetige Erhöhung der Viehzahlen hat nämlich unmittelbare Auswir­kungen auf die Gülleausbringung und damit auch auf die Nitrat- Belastung unseres Grund­wassers. Und durch "Pflanzenschutzmittel" beim Anbau der Futterpflanzen erhalten wir zusätzlich noch Gaben von Herbiziden und Pesti­ziden, welche die Quali­tät des Grundwasser noch weiter mindern und die Gewinnung von Trinkwasser im­mer aufwendiger und teurer machen. Dieser Umgang mit unseren Lebensgrundlagen ist menschen- und tierverachtend. In Billerbeck haben wir bereits die höchste Vieh­dichte im gesamten Kreis Coesfeld mit 1,6 Großvieheinheiten pro Hektar (Quelle: Kreis Coesfeld für das Jahr 2013). Das sind bereits 0,6 GVE pro Hektar mehr als seitens der EU empfohlen wird. Eine weitergehende Aufstockung des Viehbestandes in Billerbeck halten wir deshalb für unverantwortlich.