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Kükenschreddern

Der folgende Leserbrief unserer Sprecherin Bernadette Branse erschien am 31.5. stark gekürzt im Billerbecker Anzeiger

Bezug: Bericht im Billerbecker Anzeiger vom Samstag, 21. Mai 2016: "Küken-Töten bleibt erlaubt"

"Zwei Tage später steht im BA "Feuerwehr rettet Küken". Sechs Entenküken waren beim Überqueren eines Rostes in den Regenwasserkanal hineingeplumpst. Eine Rettungsaktion in Bremen, die immerhin unter der Rubrik "Aus aller Welt" berichtenswert war.
Es bleibt aber erlaubt, dass in der sogenannten Ernährungswirtschaft jährlich rund 45 Millionen männliche Küken entweder vergast oder bei lebendigem Leibe geschreddert werden.
Richter sind bei der Rechtsprechung gehalten, die geltenden Gesetze auszulegen. Leider sehen die Richter das stärkste Argument pro gängiger Praxis im Tierschutzgesetz selber. Dort heißt es, Tieren dürften ohne vernünftigen Grund weder Schmerzen noch Leiden oder Schäden zugefügt werden. Das bedeute im Umkehrschluss, dass es auch einen vernünftigen Grund geben müsse, die männlichen Küken zu töten. Die Urteilsbegründung der Richter besagt, dass laut Tierschutzgesetz ein vernünftiger Grund gegeben sei, weil die Aufzucht der männlichen Küken unverhältnismäßig sei. (Für männliche Küken gibt es nämlich einen zu kleinen Markt, da diese keine Eier legen können und als Masthähnchen zu langsam wachsen und damit auch einen hohen Nahrungsbedarf haben.) "Die wirtschaftliche Existenz der Betriebe sei sogar ein echtes Schwergewicht. Und eine Alternative zum Töten gebe es noch nicht". Wenngleich der Vorsitzende Richter Franz Oestreich auf den "Konflikt zwischen einer funktionierenden Ernährungswirtschaft und der Ethik" hinweist.
Das massenhafte Töten von Küken soll demnach allen Ernstes "alternativlos" sein? Ich will auch, dass die Existenz der Betriebe gesichert wird; aber heiligt der Zweck die Mittel? Haben wir Menschen das Recht, Lebewesen aus wirtschaftlichen Gründen massenhaft zu töten? Wenn wir diese Frage konsequent mit "nein" beantworten würden, dann könnten sich bereits vorhandene Alternativen nachhaltig durchsetzen wie z.B. "Zweinutzungshühner", wo männliche Küken für die Fleischnutzung verwendet werden können.
Und ich bin sicher, dass durch andere Sichtweisen und gedankliche Richtungen weitere Lösungswege gefunden würden. Die Sicherung der beruflichen Existenz ist zwar ein hohes Gut aber Leben ist unzweifelhaft ein höheres Gut.
Ich glaube, dass wir unsere eigene Würde verletzen, wenn wir die Würde anderer Lebewesen nicht achten. Das kann ja wohl kaum nur für Feuerwehrleute gelten."

Bernadette Branse