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Verdienstorden für Dr. Focke

Der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen,  Stephan Weil,  verlieh am 9.12.2015  Dr. Hermann Focke, ehemaliger Leiter des Veterinäramtes Cloppenburg, für seine Verdienste um den Tierschutz den Niedersächsischen Verdienstorden am Bande. In einer Feierstunde am 30.3.2016  wurde Dr. Focke der Orden durch den niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer ausgehändigt.

 Wie nur wenige Amtstierärzte hat sich Dr. Hermann Focke für den Schutz landwirtschaftlich genutzter Tiere eingesetzt. Seiner Überzeugung, als Tierarzt zum Schutz dieser Tiere berufen und für sie verantwortlich zu sein, ist er stets treu geblieben. Auch für unsere BI war er in den vergangenen Jahren häufig als Berater tätig und hielt im Jahr 2012 einen vielbeachteten Vortrag zum Thema Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung in Billerbeck.

Für einen Amtsleiter mit Zivilcourage, der sich als Tierschützer versteht und alles andere als konfliktscheu ist, war Krach damit schon fast vorprogrammiert. Getreu seiner Überzeugung und seines beruflichen Selbstverständnisses  wies Herrmann Focke  immer wieder auf die Probleme und Missstände in der sich zunehmend industrialisierenden landwirtschaftlichen Nutztierhaltung hin.

Hermann Focke hat zahlreiche Nachweise erbracht, wie in zuständigen Behörden Tierschutz durch Verordnungen oder Anordnungen verhindert wurde, z.B. wie Belegdichten entgegen Expertengutachten vom Ministerium per VO erhöht wurden. Seine von ihm selbst entwickelten Konzepte und Vorschläge für die Verbesserung von Haltungsbedingungen und seuchenprophylaktischen Maßnahmen blieben unberücksichtigt.

Ebenso wie mit dem Tierschutz befasste sich Focke auch mit dem Einsatz von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Scharf kritisierte er den ungerechtfertigten, sachfremden Gebrauch von Antibiotika als Leistungsförderer.

 1998 schied Hermann Focke auf eigenen Antrag vorzeitig aus dem amtlichen Dienst aus, um, wie er betont, wieder Tierarzt sein zu können.

Ganz besonders erfreulich ist, dass Hermann Focke nach den vielen Jahren nun endlich eine Art Rehabilitation durch die jetzige Regierung des gleichen Ministeriums erfährt, mit dem er so häufig Differenzen hatte und welches ihm als Amtsleiter das Leben so schwer gemacht hatte.

Als  ,Opfer‘ sieht er, der heute in Uplengen lebt,  sich dennoch nicht. Klein beigeben, Mund halten und sich anpassen, das entspricht ganz und gar nicht seinem Naturell.

Die Tiere, für die er sich einsetzte, waren für ihn stets ,, meine Tiere“ und er fühlte sich ihnen verpflichtet.

Neben drei veröffentlichten Büchern zu Tierschutz, Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung und Haltungsbedingungen der Tiere in der industrialisierten Landwirtschaft hat Hermann Focke auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei zahlreichen Gelegenheiten, auf Tagungen, in Vorträgen, Interviews und schriftlichen Beiträgen in der Fachpresse weiterhin seine in langer Erfahrung gewachsene Überzeugung zum Ausdruck gebracht: , Seit Bestehen der Menschheit hat es kein solches Ausmaß an Tierquälerei gegeben – sowohl was die Quantität als auch die Qualität angeht – wie in der heutigen Zeit.‘ Auch vor Kritik an einem Großteil des  eigenen Berufsstands hat er dabei nicht Halt gemacht. Dr.Focke ist Gründungsmitglied des 2012 gebildeten Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft.

Während behördliche Vorgesetzte Disziplinarverfahren gegen ihn einleiteten, erhielt Dr. Focke für seine Verdienste um den Tierschutz etliche Auszeichnungen, so im Januar 1994 den Dr. Wilma von Düring – Forschungspreis für Tierschutz der Freien Universität Berlin,  als erster Preisträger 1995 den Zivilcouragepreis der Solbach-Freise-Stiftung, 2011 den Tierschutzpreis der Hans Rönn-Stiftung Menschen für Tiere und nun den Niedersächsischen Verdienstorden am Bande.

Und was denkt Hermann Focke heute, wenn er zurückblickt auf seine tierärztliche Laufbahn, auf bisweilen aufreibende und anstrengende Jahre mit hoher nervlicher Belastung? „ Manches würde ich heute  etwas geschickter anfangen, aber im Grunde würde ich alles genauso wieder machen.“

Aus heutiger Sicht muss man feststellen, dass Hermann Focke mit seiner Auffassung seiner Zeit weit voraus war. Er wurde für Vorgehensweisen angegriffen, die inzwischen in weiten Teilen einer Gesellschaft, die die intensive industrielle landwirtschaftliche Tierhaltung nicht mehr toleriert, von Tierärzten erwartet und gefordert werden.

(z.T zitiert aus einem Artikel von Dr. Ines Advena)

 

Bücher von Hermann Focke:

Tierschutz in Deutschland – Etikettenschwindel (2006)

Die Natur schlägt zurück – Antibiotikamissbrauch in der intensiven Tierhaltung (2010)

Die Antibiotika-Lüge – Massentierhaltung und Antibiotikamissbrauch (2015)