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Besichtigung des Biohofs Winkelmann

„So habe ich den Bauernhof meiner Eltern in Erinnerung!“ Maria von der BÜRGERINITIATIVE FÜR DIE WERTERHALTUNG DER REGION (BIB) Billerbeck ist ganz begeistert, als sie mit ihren Mitstreitern auf dem Biohof Winkelmann in Dülmen-Merfeld begrüßt wird. Doch der Hausherr Antonius Winkelmann, der die Gruppe gerne über seinen Hof mit Sauenhaltung und Ferkelaufzucht führt, stellt gleich klar: „Dies ist ein Wirtschaftsbetrieb, von dem wir unsere Familie ernähren müssen.“ Und weiter: „Es geht  nicht darum zu sagen, Bio ist richtig und das andere ist falsch!“

Schnell merken die zehn interessierten Besucher: Winkelmann ist Biobauer mit Herzblut. 2012 hat er seinen Hof, den er mit seiner Frau Angelika, seinem Sohn und einer Auszubildenden bewirtschaftet, umgestellt auf Biohaltung. Damit ist er in der Region der größte Biobauer, der Schweine aufzieht. Bereits 2007 wurde der Ackerbau umgestellt. „Kein leichter Schritt“, betont Winkelmann rückblickend. „Bauliche Maßnahmen im größeren Umfang waren zunächst erforderlich, um die hohen Standards des Naturland-Verbands zu erfüllen.“ In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz erkundigten sich der Landwirt und sein Sohn nach machbaren Konzepten, von denen eins dann schließlich in Merfeld umgesetzt wurde.

220 Muttersauen gibt es jetzt auf dem Hof. Sie bekommen zweimal jährlich Ferkel, die dann nach einiger Zeit über Naturland weiterverkauft werden. Im Moment ein gutes Geschäft, liegt doch der Verkaufspreis mit 3,70 Euro pro Kilo einiges über dem der konventionellen Zucht. „Die ersten Jahre lief es aber noch nicht so gut“, bekennt  Antonius Winkelmann freimütig. „ Wir mussten noch experimentieren. Nicht alles, was bei der konventionellen Zucht funktionierte, ging auch bei Bio. Die Umstellung ist schon eine Herausforderung.“ Besonders die strengen Vorgaben des Naturland-Verbands gilt es einzuhalten. So müssen 50 Prozent des Futters aus eigenem Anbau kommen. Nachhaltiges Wirtschaften ist da erforderlich. Da  zum Düngen lediglich Mist, Gülle und Pflanzen genutzt werden dürfen, sind die Erträge nicht vergleichbar mit denen konventioneller Landwirtschaft. Beim Weizen macht das einen Unterschied von 10 Tonnen konventionell zu 6 Tonnen bei Bioackerbau aus.

Auch bei den Sauen ist der „Ertrag“ geringer: Während in der konventionellen Landwirtschaft zweieinhalb Würfe pro Jahr gibt, sind es bei Bauer Winkelmann lediglich zwei. „Dafür geht es den Tieren aber gut“, so Winkelmann. Die Tiere erholen sich besser.

Davon konnten sich auch die Mitglieder der BIB überzeugen, die alle Ställe besichtigten. Auffällig hier: Viel Holzbau, Auslauf auch nach draußen und die Haltung der Tiere auf Stroh. „Wir wollen ein gutes Klima für die nützlichen Bakterien schaffen und nicht für die schädlichen“, erläutert Winkelmann. Zur Gesundheit der Tiere trägt auch der größere Auslauf bei.

Wie denn die Schweine das Klima im offenen Stall vertragen, fragte ein BIB-Mitglied. „Schweine können mehr Kälte ab, als man denkt“, stellte der Biobauer fest. „Eine Heizung gibt es vor allem für die Ferkel.“ Erstaunt waren die BIB-ler, dass es in den Stallungen gar nicht so stinkt wie auf einem konventionellen Hof: Durch den Stroheinstreu wird ein Teil den Ammoniakgeruchs gebunden. Hinzu kommen die offenen Ställe.  Auch dies macht das Arbeiten dort angenehmer.

Nicht nur deshalb ist Antonius Winkelmann überzeugt, dass sich der Schritt, Biobauer zu werden, gelohnt hat. „Die Vielfalt beim Ackerbau, die Tiere, das ist immer sehr spannend“, zeigt er sich zufrieden. Wünschenswert wären mehr Bio-Betriebe dieser Art.

Verständnis zeigt er aber gegenüber Kollegen, die nicht so einfach umstellen können:„ Das ist nicht nur eine Überzeugungs- sondern auch eine wirtschaftlich Frage.“ Schließlich sei ein Hof wie der Winkelmannsche in Merfeld kein Hobby, sondern ein Wirtschaftsbetrieb. Antonius Winkelmann freut sich, dass er diesen Schritt gewagt hat und dass auch sein Sohn, der gerade seinen Meister macht, hinter der Idee steht.

Nach einer äußerst spannenden Führung waren die Mitglieder der BIB sehr beeindruckt von der Vielfalt, der Arbeit und dem Know-how, die hinter der Idee Biohof stecken.

Fotos: Nieberg