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Tönnies fordert andere Schweinehaltung

Fleischkonzern-Chef Tönnies fordert Filter und Auslauf in Schweineställen     

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßt die Forderungen des Fleischkonzern-Chefs Clemens Tönnies nach einem Umbau der Schweinehaltung auf mehr Tier- und Umweltschutz. Der Inhaber von Deutschlands größtem Schlachtkonzern hatte am Montag im Emsland auf Einladung der CDU vor zahlreichen Schweinehaltern zur „Ernährung der Zukunft“ gesprochen und dabei unter anderem einen Auslauf für Schweine, das Ende der Kastration und den Einbau von Luftwäschern gefordert. Tönnies kündigte an,  im Lebensmittelhandel höhere Fleischpreise zur Deckung der Mehrkosten von circa 20 Euro pro Schwein durchzusetzen.    

Der anwesende niedersächsische AbL-Vorsitzende Ottmar Ilchmann stellte fest, dass die Forderungen der breiten gesellschaftlichen Bewegung für eine artgerechte Tierhaltung zumindest in wichtigen Teilen nun auch von der Fleischbranche beachtet werden müssten. Ilchmann teilte aber auch die von Schweinehaltern geäußerten Bedenken, dass man sich bei einer entsprechenden Ausrichtung auf die Vorgaben nur eines Schlachtkonzerns von diesem noch abhängiger machen würde. Zudem stünde ein Ein-Konzern-Programm ständig unter dem Preisdruck konkurrierender anderer Billigfleisch-Anbieter. Notwendig sei deshalb eine gesetzliche Lösung, die derartige Tierschutz- und Umweltstandards deutschland- und europaweit verbindlich machten.

Die AbL verwies darauf, dass das Bürgerinitiativen- und Verbändenetzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ bereits die EU-weite Umsetzung der EU-Schweinerichtlinie unterstütze – so den Zugang der Tiere zu Stroh und das Verbot des Abschneidens der Ringelschwänze als Vorbeugung gegen das in Stresshaltung weitverbreitete Schwanzbeißen. Die EU setze ihre Vorgabe nunmehr mit Strafandrohungen gegenüber allen EU-Ländern durch – der niedersächsische Tierschutzplan und entsprechende niederländische Pläne seien hierauf die richtige Reaktion. Der nicht abgeschnittene Ringelschwanz sei ein deutliches Indiz für eine Haltung, in der die Schweine sich wohl fühlten.

Eine solche Haltung auf Stroh und und mit begrenztem Auslauf könnten mittelständisch-bäuerliche Strukturen viel besser als große Agrarfabriken umsetzen, die ja auch durch das neue Baugesetzbuch und Filtererlasse massiv zurückgedrängt werden könnten. Der damit verbunde Abbau ruinöser Überschüsse nütze den bäuerlichen Schweinhaltern zusätzlich. Bei einem anstehenden Gespräch werde die AbL mit Tönnies diese und weitere kritische Fragen diskutieren – so zur umstrittenen Weltmarkt-Orientierung, zu Soja-Futtermittel-Importen, regionalen Gülle-Überschüssen und prekären Arbeitsverhältnissen in der Fleischbranche.                                                            (AbL)